Somatisches Training
Wohlspannung erfahrbar machen
Jede*r von uns hat die Erfahrung gemacht, wie dauerhafte Belastung (körperlicher und seelischer Art) unser Stresssystem aktiviert und zu steigender Anspannung führt. Von Natur aus sind wir fähig, uns nach einer Belastung selbständig zu regulieren, Anspannungen zu lösen und nach kurzer Zeit wieder in Balance zu sein. Diesen natürlichen Rhythmus büßen wir aber in der Regel im Laufe unseres Lebens ein – nicht altersbedingt, sondern weil wir ihm nicht genügend Aufmerksamkeit schenken. Wir haben nicht gelernt, die Signale unseres Körpers zu verstehen und ernst zu nehmen. Wir haben gelernt zu funktionieren („aushalten, durchhalten, weitermachen“).
Unser sensomotorisches System reagiert unwillkürlich mit spezifischen Muskelkontraktionen auf die täglichen Belastungen und Herausforderungen, um uns zu schützen und herausfordernde Situationen bewältigen zu können. Werden die Muskelkontraktionen aber wiederholt oder in einer starken Intensität ausgelöst ohne dass im Anschluss eine regulierende Erfahrung stattfindet, verliert der Körper seine Flexibilität. Wir können die – nun gewohnheitsmäßige Muskelverspannung – willkürlich nicht mehr entspannen, da wir sie bewusst nicht mehr wahrnehmen, sondern als „neues Normal“ abspeichern. Erst durch den Schmerz werden wir wach und bemerken, dass wir die schmerzhaften Körperbereiche nicht mehr „loslassen“ können. Diesen durch Gewöhnung herbeigeführten Zustand nannte Thomas Hanna „sensomotorische Amnesie“, was bedeutet, dass die Feedbackschleife zwischen dem sensomotorischen Kortex und dem Muskel unterbrochen ist und wir schließlich nicht mehr erinnern/wissen, wie wir uns frei bewegen können.
In diesem fortlaufenden Kurs liegt der Schwerpunkt darauf, uns wieder zu erinnern, indem wir den Körper von innen, durch achtsame Bewegung erforschen und schulen. Wir üben mit Hilfe von Atem und Stimme und nutzen vielfältige somatische Übungen, um unser Gehirn mit gesunden und reichhaltigen Empfindungsimpulsen zu stimulieren. So geben wir unserer Körperweisheit Raum, sich zu entfalten und die Dominanz der muskulären Stressreaktionsmuster zu brechen.
Die Bewegungen werden ganz bewusst langsam und sanft ausgeführt, nur so weit, wie es unserem Köper schmerzfrei möglich ist. So führen sie unser Gehirn wieder zur Wahrnehmung des momentanen Zustandes unserer Muskulatur und unser sensomotorisches Systems kann sich neu orientieren. Der Körper und vor allem das Gehirn lernt am schnellsten und effizientesten, wenn wir uns leicht und schmerzfrei bewegen. Dadurch werden positive Bewegungsimpulse für das Gehirn attraktiv und können im Alltag mehr und mehr Fuß fassen.